Montag, 9. Februar 2009

Offener Brief einer betroffenen Mutter

Kurz vor Weihnachten wurde den Eltern in der Schule, die auch mein achtjähriger Sohn besucht, ganz nebenbei mitgeteilt, dass die Volksschulen Bendagasse in Wien 23 (es gibt an dem Standort 2 Volksschulen) ab September als "Offene Schule" (sprich Schule mit Nachmittagsbetreuung) geführt werden, und der an die Schule angeschlossene Hort (Hort Peterlinigasse) im Zuge der Umstrukturierung geschlossen wird...; -Mitte Jänner folgte dann ein "Informationsabend" für die Eltern, an dem wir dann erstmals genauere Infos bekamen.
-Es war schockierend!!!

Die Fakten:

Zur Zeit werden unsere Kinder in dem Hort in Gruppen von maximal 20 Kindern von zwei hervorragend ausgebildeten PädagogInnen der MA 10 und zwei sogenannten HelferInnen betreut; -auf die Talente und Schwächen der Kinder wird individuell eingegangen, sie werden pädagogisch gefördert, haben gleichbleibende Bezugspersonen und werden dort auch in den Ferien betreut.
Mein Sohn fühlt sich dort unglaublich wohl, und ich als arbeitende Mutter, als die man ohnehin immer ein wenig vom "schlechten Gewissen" geplagt wird, weiß mein Kind dort wenigstens in den besten Händen.

Für die Nachmittagsbetreuung in der "Offenen Schule" wird nur mehr eine / ein BetreuerIn des "Vereins für Kinder- und Jugendbetreuung" für 20 Kinder (!!!) zur Verfügung stehen; -der "Verein für Kinder und Jugendbetreuung" besteht zum Hauptteil aus sog. "QuereinsteigerInnen", die keinerlei Qualifikationen mitbringen müssen, -nach einem 260 Stunden Kurs in Pädagogik werden sie auf die Kinder losgelassen; die Bezahlung ist relativ gering, -die Fluktuation daher auch sehr groß (ein kleiner Teil der BetreuerInnen besteht aus angehenden LehrerInnen, die diesen Job auch nur als Überbrückung machen).
- Von "Betreuung" kann da keine Rede mehr sein, -das kann man höchstens als "Beaufsichtigung" bezeichnen! Auf die Kinder kann nicht mehr individuell eingegangen werden, -von einem pädagogischem Konzept ist keine Rede mehr! -Ich muss fürchten, dass mein hochintelligenter und sehr sensibler Sohn in so einer Gruppe "untergehen" wird...!

Es gibt dann auch keine Betreuung in den Ferien mehr in der Schule. -Die Kinder müssen dann in den Weihnachts-, Semester- und Osterferien und an den "schulautonomen Tagen" zu einem weit entfernten Standort des "Vereins" pilgern und werden in den Sommerferien auf irgendwelche Horte aufgeteilt.
Kinder brauchen Kontinuität, gleichbleibende -qualifizierte !- BetreuerInnen, -hier sollen sie hin- und hergeschoben werden, -das ist für die Kinder unzumutbar!
(Abgesehen davon müsste ich in dieser Zeit nicht nur meinen jüngsten Sohn in die Kinderkrippe bringen, sondern auch meinen achtjährigen Sohn zu einem der Standorte des "Vereins für Kinder- und Jugendbetreuung" begleiten -da wäre ich dann über zwei Stunden unterwegs, bis ich im Büro ankomme, -es würde mir unmöglich gemacht, meiner Arbeit nachzugehen!)

Noch dazu besuchen sehr viele "Integrationskinder" die Schule und den Hort (wo ja für Gruppen mit Integrationskindern zusätzlich Sonderpädagogen angestellt sind), -wie und wo diese Kinder dann aufgenommen werden sollen, ist noch völlig ungeklärt!

Warum diese Umstrukturierung "aus politischer Sicht notwendig" sei, wurde schnell klar, als wir erfahren haben, dass der Kostenbeitrag, den wir Eltern für die Nachmittagsbetreuung in der "Offenen Schule" zahlen müssen, genauso hoch ist wie der Beitrag, den wir für den Hort zahlen...; - Die Eltern zahlen also dann für eine/n minderqualifizierten BetreuerIn gleichviel wie zur Zeit für zwei PädagogInnen und zwei HelferInnen...; -man braucht kein großes Mathematikgenie zu sein um zu erkennen, dass es sich hier in Wirklichkeit um immense Sparmaßnahmen auf Kosten des Wohles unserer Kinder handelt...!!!

ALLE Kinder verdienen die bestmögliche Betreuung, -und die Politik ist gefordert Maßnahmen zu setzen, die dies ermöglichen!
Wenn mehr Schul- und Hortplätze benötigt werden wäre es nur logisch und sinnvoll, durch bauliche Maßnahmen (Aufstockungen / Zubauten) mehr Klassenräume UND mehr Horträume einzurichten, -stattdessen wird die BILLIGSTE Variante gewählt: Der Hort geschlossen und die Räume mit wenig Aufwand für die „Offene Schule“ adaptiert.

-Diese Umstrukturierung "unserer" Schule ist kein Einzelfall, -das Konzept "Offene Schule" ist ja DAS neue hochgepriesene Konzept der Bildungspolitik...; -in Wien sollen in den nächsten Jahren alle Schulen, die einen Hort angeschlossen haben zu "Offenen Schulen" gemacht werden (und die Horte im Zuge dessen geschlossen werden). -Und das ist erst der Anfang...!
Und dann schreiben sich die zuständigen Politiker auch noch auf ihre Fahnen, dass sie "Betreuungsplätze für alle!" geschaffen haben, -dass das allerdings nur ein mieser "Abstellplatz" für die Kinder ist, wird unter den Tisch gekehrt...
Das ist ein Skandal!!!

Aber wie zu erwarten, schiebt jeder der vermeintlich Verantwortlichen, die wir angesprochen / angeschrieben haben (siehe link: http://www.liesing.at/index.php?option=com_content&view=article&id=105:mehr-nachmittagsbetreuung-im-bezirk&catid=1:aktuelle-nachrichten&Itemid=50 -auch über unseren Internet-Blog erreichbar) die Verantwortung auf andere Personen oder redet sich kurzerhand auf "eine Entscheidung auf Politischer Ebene, auf die sie keinen Einfluss haben" heraus...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich habe - da arbeitende, überwiegend allein erziehende Mutter von fünf z.T. mittlerweile erwachsenen Kindern - schon viel Erfahrung mit Kinderbetreuung jeglicher Art gesammelt, vom Au pair-Mädchen ohne jede Deutschkenntnisse über Tagesmutter, diversen Kindergärten bis zu verschiedenen Horten. Ich kann also, aus Erfahrung sprechend, sagen, dass der Hort Bendagasse mit weitem Abstand die allerbeste Kinerbetreuung bietet, die ich in all den vielen Jahren erlebt habe, ohne die Verdienste der anderen Einrichtungen schmälern zu wollen. Als ich gehört habe, dass er geschlossen werden soll in seiner bestehenden Form, dachte ich zunächst an ein Missverstädnis meinerseits. Die bitteren Fakten haben mich dann leider eines Besseren belehrt und darum setze ich mich auf dieser Seite ebenfalls dafür ein, dass diese Institution in der jetzigen Qualität bestehen bleibt!! Was mich besonders verärgert und empört ist die Tatsache, dass gerade die SPÖ zu allen Gelegenheiten dafür wirbt, sich für qualitativ hochwertige Betreuung von Kindern aller Altersstufen einzusetzen - die Wirklichkeit sieht jetzt so aus. Hat man einmal Erfahrung mit unausgebildeten Kinderbetreuerinnen gemacht, weiß man, was das bedeutet...Kinder und Mütter sind gleichermaßen unglücklich und es besteht keinerlei Förderung der Kinder, da die betreuenden Personen ja wissen oder hoffen, dass sie in Kürze etwas Anderes, besser Bezahltes (?)machen werden, ähnlich den meisten Au pairs, die ich kennen gelernt habe.Ich wende mich daher ganz klar gegen den völlig unausgegorenen Plan, aus Kinderbetreuung einen "McJob" zu machen - ein viermonatiger PH-Lehrgang kann ja wohl nicht die Lösung sein, wenn man bedenkt, wie lange qualifizierte PädagogInnen ausgebildet werden müssen, wenn man bedenkt, dass Kinderbetreuung in anderen Ländern Universitätsausbildungen voraussetzt und vor allem eines: viel Erfahrung und hohe Motivation, die beide beim Personal bendagasse gegeben sind. "JoberInnen" werden diese wohl kaum mitbringen (können)!